Steckbrief: Barium

Informationen zum Element:

Bezeichnung

137,327
  Ba
56

Symbol: Ba

Internationale Bezeichung (IUPAC): Barium

Ursprung: Barium ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Ba und der Ordnungszahl 56. Im Periodensystem steht es in der sechsten Periode und der 2. Hauptgruppe (Gruppe 2) und zählt damit zu den Erdalkalimetallen. Es wurde erstmals 1774 von Carl Wilhelm Scheele identifiziert. Barium ist im elementaren Zustand metallisch-glänzend und von silbrig-weißer Farbe. Es kommt in der Natur wegen seiner hohen Reaktivität nicht elementar vor. Metallisches Barium ist leicht entzündlich. Wasserlösliche Bariumverbindungen sind giftig.

Bedeutung: Mineral Baryt: griechisch schwer

Daten Periodensystem

Barium

Periode: 6

Gruppe: 2 (II A)

Gruppenname: Erdalkalimetalle

Oxidationszahl: 2

Atommasse [u]: 137,327

Elektronegativität

Elektronegativität (nach Allred): 1

Elektronegativität (nach Pauling): 0,89

Physikalische Daten

Barium

Aggregatzustand (20°C): fest

Dichte [g/cm2]: 3,594

Radioativ: n

Schmelztemperatur [°C]: 729

Siedetemperatur [°C]: 1897

Kristallstruktur: kubisch raumzentriert

Verwendung im Alltag

  • Geschichte: Erstmals wurden bariumhaltige Minerale im Jahr 1602 durch den italienischen Schuhmacher und Alchemisten Vincenzo Casciarolo untersucht, dem glänzende Steinchen auffielen, die nach dem Erhitzen im Dunkeln leuchteten. Sie wurden durch die Publikationen des Ulisse Aldrovandi einem größerem Publikum als Bologneser Stein bekannt. Es handelte sich dabei um Baryt, der beim Erhitzen mit organischen Substanzen phosphoresziert.
    1774 wurde von dem schwedischen Chemiker Carl Wilhelm Scheele bei der Untersuchung von Gips erstmals Bariumoxid BaO identifiziert, das zunächst neue alkalische Erde genannt wurde. Zwei Jahre später fand Johan Gottlieb Gahn die gleiche Verbindung bei ähnlichen Untersuchungen. Ebenfalls im 18. Jahrhundert war dem englischen Mineralogen William Withering in Bleibergwerken Cumberlands ein schweres Mineral aufgefallen, bei dem es sich nicht um ein Bleierz handeln konnte und dem er die Bezeichnung terra ponderosa gab. Es ist heute als Witherit (Bariumcarbonat BaCO3) bekannt.
    Metallisches Barium, jedoch nicht in Reinform, wurde erstmals 1808 von Sir Humphry Davy in England durch Elektrolyse eines Gemisches aus Bariumoxid und Quecksilberoxid hergestellt. Daraufhin erfolgte die Namensgebung Barium nach dem Bariummineral Baryt.
    Die erste Reindarstellung des Bariums erfolgte 1855 durch Robert Bunsen und Augustus Matthiessen durch Schmelzelektrolyse eines Gemisches aus Bariumchlorid und Ammoniumchlorid. 1910 wurde von Marie Curie das schwerere Radium unter Ausnutzung seiner chemischen Ähnlichkeit mit Barium isoliert. Eine wichtige Rolle spielte das Metall auch 1938 bei den kernchemischen Experimenten Otto Hahns und Fritz Straßmanns, die Uran mit langsamen Neutronen beschossen und zu ihrem Erstaunen das viel leichtere Element Barium in den Reaktionsprodukten fanden. Dieser Befund wurde von ihnen korrekt als Spaltung des Urankernes gedeutet.
  • Eigenschaften: Barium ist ein festes, paramagnetisches Erdalkalimetall, das in einem kubisch-raumzentrierten Gitter kristallisiert. Die silberweiße Farbe des metallischen Bariums wird an der Luft schnell mattgrau, weil sich eine Oxidschicht bildet.
    Barium weist eine grüne bis fahlgrüne Flammenfärbung auf mit den charakteristischen Spektrallinien von 524,2 und 513,7 nm. Barium hat eine Dichte von 3,62 g/cm3 (bei 20 °C) und zählt damit zu den Leichtmetallen. Mit einer Mohshärte von 1,25 ist es vergleichsweise weich, allerdings härter als die anderen Erdalkalimetalle und Blei. Der Schmelzpunkt liegt bei 1.000 K (727 °C), der Siedepunkt bei 1.913 K (1.640 °C). Das elektrochemische Standardpotenzial beträgt ?2,912 V.
    In den chemischen Eigenschaften ähnelt es Calcium und den anderen Erdalkalimetallen. Es reagiert heftiger als die meisten anderen Erdalkalimetalle mit Wasser und mit Sauerstoff und löst sich leicht in fast allen Säuren – eine Ausnahme bildet konzentrierte Schwefelsäure, da die Bildung einer Sulfatschicht (Passivierung) die Reaktion stoppt. Barium kann deshalb als eines der unedelsten Metalle bezeichnet werden. Wegen dieser hohen Reaktivität wird es unter Schutzflüssigkeiten aufbewahrt.
    Im Gegensatz zu anderen Erdalkalimetallen bildet Barium nur eine dünne Oxidschicht und kann sich in feuchter Luft selbst entzünden.
  • Verwendung: Elementares Barium findet nur wenige Anwendungen, die Produktion liegt bei nur wenigen Tonnen pro Jahr. Die wichtigste Anwendung ist diejenige als Gettermaterial in Vakuumröhren, beispielsweise von Fernsehern. Es reagiert schnell mit unerwünschten Restgasen wie Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenstoffdioxid oder Wasserdampf. Barium vermag auch unreaktive Gase einzuschließen und so aus der Vakuumröhre zu entfernen. Gleichzeitig besitzt das Metall bei den verwendeten Temperaturen einen niedrigen Dampfdruck.
    Weitere Verwendung findet Barium nur in kleinem Umfang. Wird Nickel mit Barium legiert, kann es für Zündkerzen eingesetzt werden. Weiterhin kann es Bleilegierungen für Lagermetalle zugesetzt werden, da sich durch den Bariumzusatz die Härte deutlich erhöht.
  • Toxikologie: Alle wasser- oder säurelöslichen Bariumverbindungen sind giftig. Die maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) liegt bei 0,5 mg/m3. Eine Dosis von 1 bis 15 Gramm ist abhängig von der Löslichkeit der jeweiligen Bariumverbindung für einen Erwachsenen tödlich. Das in der Röntgenologie verwendete wasserunlösliche Kontrastmittel Bariumsulfat, das zur Darstellung des Magen-Darm-Trakts beziehungsweise des Schluckakts in der Videokinematographie eingesetzt wird, muss deshalb frei von löslichen Bariumverbindungen sein, das heißt als Reinsubstanz zugeführt werden. Zu beachten ist hier auch die Verwechselungsmöglichkeit bei den im Sprachgebrauch der Apotheken verwendeten lateinischen Begriffen Barium sulfuricum (Bariumsulfat) und Barium sulfuratum (Bariumsulfid). Bariumvergiftungen erfolgen meist am Arbeitsplatz oder in der Nähe Barium-verarbeitender Industriezweige. Dabei kann Barium eingeatmet werden oder über das Trinkwasser in den Organismus gelangen.
    Abgelagert wird Barium in der Muskulatur, den Lungen und den Knochen, in die es ähnlich wie Calcium, jedoch schneller, aufgenommen wird. Seine Halbwertszeit im Knochen wird auf 50 Tage geschätzt. Nachdem Calcium auch an der Zellmembran der Muskulatur durch Barium ersetzt werden kann, wird – in niedriger Dosierung – deren Durchlässigkeit erhöht und die Muskelkontraktion gesteigert, was zu einer Blutdrucksteigerung und Senkung der Herzfrequenz, aber auch zu Muskelkrämpfen führen kann. Höhere Dosen führen zu Muskelschwäche bis hin zu -lähmung, die auf die Beeinträchtigung des Zentralen Nervensystems zurückgeführt wird. Herzrhythmusstörungen (Extrasystole und Kammerflimmern), Tremor, allgemeines Schwächegefühl, Schwindel, Angst und Atemprobleme können auftreten. Bei akuten wie subakuten Vergiftungen können Störungen des Magen-Darm-Trakts wie Leibschmerzen, Erbrechen und Durchfall auftreten. In hohen Konzentrationen inaktiviert Barium die passiven Kaliumkanäle in der Membran der Muskelzellen. Kalium kann so die Muskelzellen nicht mehr verlassen. Da die Natrium-Kalium-ATPase unvermindert Kalium in die Zellen pumpt, kommt es zum Abfall der Kalium-Spiegel im Blut. Die resultierende Hypokaliämie führt zu Hypermotilität des Magen-Darm-Traktes, Ausfall der Muskelreflexe (Areflexie), schlaffer Muskellähmung und Atemlähmung.
    Erste Hilfe kann durch Zugabe von Natriumsulfat- oder Kaliumsulfatlösung erfolgen, wodurch die Bariumionen als schwerlösliches und damit ungiftiges Bariumsulfat gebunden werden. Im Krankenhaus kann Barium durch Dialyse entfernt werden.

Vorkommen und Häufigkeit

Vorkommen: Barium kommt wegen seiner hohen Reaktivität in der Natur nicht elementar, sondern nur in Verbindungen vor. Mit einem Anteil von etwa 0,039 % ist Barium das 14. häufigste Element der Erdkruste.
Barium wird vor allem in den Mineralen Baryt (oder Schwerspat, kristallisiertes Bariumsulfat) und Witherit (Bariumcarbonat) gefunden, und meist aus Baryt gewonnen. Die Weltjahresproduktion an Baryt ist innerhalb der letzten 30 Jahre von etwa 4,8 Millionen Tonnen (1973) auf 6,7 Millionen Tonnen (2003) gestiegen, die weltweiten Reserven werden auf etwa zwei Milliarden Tonnen geschätzt. Die deutschen Vorkommen von Bariumverbindungen liegen im Sauerland, im Harz und in Rheinland-Pfalz. Abbauwürdige Vorkommen von Bariumverbindungen gibt es weltweit: die Hauptförderländer von Barium sind die Volksrepublik China, Mexiko, Indien, Türkei, USA, Deutschland, Tschechien, Marokko, Irland, Italien und Frankreich.

    Häufigkeit: 0,03 % (prozentualer Massenanteil der Erdhülle, d.h. der Erdkruste/Ozeane bis 16 km Tiefe)

    Geschichte

    Entdeckung: 1602 / 1774 / 1808

    Entdecker: Vincenzo Casciarolo / Carl Wilhelm Scheele / Sir Humphry Davy

    Isotope

    • 130Ba (0,106 %, stabil, 74 Neutronen)
    • 132Ba (0,101 %, stabil, 76 Neutronen)
    • 134Ba (2,417 %, stabil, 78 Neutronen)
    • 135Ba (6,592 %, stabil, 79 Neutronen)
    • 136Ba (7,854 %, stabil, 80 Neutronen)
    • 137Ba 11,23 %, stabil, 81 Neutronen)
    • 138Ba (71,7 %, stabil, 82 Neutronen)

    Bilder (mit freundlicher Genehmigung von http://www.smart-elements.com):

    BariumBarium

    Schalenmodell nach Bohr

    Barium

     
    hoch
    Strontium
     
     
    links
    Caesium
    Barium 
    rechts
    Lanthan
     
    runter
    Radium